insights! Podcast-Folge #17: Start-ups und die Suche nach Investoren

Verfasst von Joubin Rahimi

03.11.2022 14:40:22

,,Erfolg wird nur derjenige haben, der sich in irgendeiner Form in den Dienst der Leute stellt''

Unternehmerin, Buchautorin, Keynote Speakerin, Hochschuldozentin und noch einiges mehr – Ruth Cremer auf ein Profil festzunageln, ist so gut wie unmöglich. Spätestens mit ihrem Buch „Die Höhle des Löwen“ machte sich die Rheinländerin in der hiesigen Gründerszene einen Namen. Wir haben sie heute für unseren insights!-Podcast vor das Mikrofon geladen. Bei dieser Gelegenheit erzählt Ruth Cremer, inwiefern auch Investoren von Start-ups profitieren können, dass es letztlich immer um das Lösen von Problemen geht und dass Frauen in manchen Belangen gegenüber Männern einfach die Nase vorn haben.

 

Ruth Cremer, studierte Mathematikerin, hat in ihrer bisherigen Karriere beide Seiten näher kennenlernen dürfen: Gründer und Investoren. Nach dem Studium landete sie zunächst in der Start-up-Szene, war davon „total angefixt“ und wechselte Jahre später dennoch die Seiten. Ihr eigentliches Ziel hat sie aber dabei nie aus den Augen verloren – Gründer und Investoren zusammenzubringen. Ihre Erfahrungen auf beiden Seiten helfen ihr dabei, einen ganzheitlichen Blick auf das Verhältnis Gründer/Investor zu werfen. So sei der Gründer längst nicht nur ein naiver Bittsteller, sondern in vielen Fällen auch ein Vorbild für den Investor. Vor allem, wenn dieser aus einem traditionell geführten mittelständischen Unternehmen stamme. Dann liege „für den Investor ganz viel Potential in einer Kooperation“, sagt die Unternehmerin und Buchautorin, „er kann sein eigenes Geschäftsmodell ein bisschen shapen, innovativer aufstellen und Dinge ausprobieren“. Doch damit längst nicht genug. „Was ihnen noch viel mehr bringen würde, wäre den Spirit mitzunehmen, die Fehlerkultur, das Wissen um flache Hierarchien“, sagt Ruth Cremer. Und nicht zuletzt moderne Werte wie gelebte Diversität und eine stärkere innere Kommunikation, die derzeit in aller Munde sind. Auf der anderen Seiten profitierten Start-ups nicht ausschließlich vom Geld der Investoren. „Es geht nicht nur ums Materielle“, hat die Unternehmerin die Erfahrung gemacht, „da sind teilweise Menschen dabei, die unheimlich wertvolle Erfahrungen mit bestimmten Geschäftsmodellen gemacht haben“. Und diese könnten sich als „Mentor und Sparringspartner“ an Gründer weitergeben, damit diese ihr Modell „auf die nächste Stufe heben und skalierbar machen können“.

 

Obwohl sich Ruth Cremers Erfolg nicht zuletzt auch auf das Showbusiness stützt, ist ihr oberflächlicher Glanz ohne entsprechenden Inhalt zuwider. „In gewissen Bereichen habe ich schon das Gefühl, da sind sehr viele Leute mit sehr wenig Botschaft auf der Bühne.“ Diese könnten sich zwar wunderbar verkaufen, ihr inhaltlicher Mehrwert ginge aber gegen Null. Und das stehe im krassen Gegensatz zur Daseinsberechtigung und Philosophie von Start-ups: „Eine Lösung für ein Problem finden.“ Dass sich letztlich auch bei Usern dieser Gedanke durchsetze, zeige das Beispiel der sogenannten Mummy-Influencerinnen, Frauen, die Familie haben und Alltagstipps zum Besten geben. „Die haben eine deutlich höhere Conversion Rate als die ganzen IT-Girls“, sagt die Buchautorin. Die Follower der Mummies spreche an, dass diese ihnen Lösungsansätze für alltägliche Probleme böten. „In Zukunft“, ist sich Ruth Cremer sicher, „ kann man nur noch eine größere Followerschaft aufbauen, wenn man sich in irgendeiner Form in den Dienst der Leute stellt und ihnen Lösungen aufzeigt“.

 

Dabei schlägt Ruth Cremer im Gespräch mit synaigy-CEO Joubin Rahimi die Kurve zum Thema Kommunikation. Im Zeitalter von Internet und Plattformen hätten Frauen in diesem Bereich einen quasi genetischen Vorteil gegenüber ihren männlichen Kollegen. User und Kunden legten zunehmend Wert darauf, im per se unpersönlichen Dickicht des Netzes ernstgenommen und verstanden zu werden. Daher könnten hier Gründerinnen ihre biologisch mitgegebenen Trümpfe unverhohlen ausspielen. „Viele sind unglaublich gut darin, sich in den Kunden hineinzufühlen“, sagt Ruth Cremer, „was hat der Kunde für ein Problem, was will er, an welcher Stelle kann ich helfen, war sucht er oder sie wirklich“. Diese Soft Skills, dieses Maß an Empathie legten nur die wenigsten Männer an den Tag, wobei die Unternehmerin festgestellt haben will, „auch das ändert sich“.

 

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Hier findest du eine Aufzeichnung des Interviews:

 

 


Du möchtest lieber lesen? Hier ist der Podcast-Inhalt:

Joubin Rahimi:
Grandios, dass Ihr wieder dabei seid bei einer neuen Folge von insights! Mein Name ist Joubin Rahimi, und mit dabei heute: Ruth Cremer. Ruth hat Insights, die wir alle nicht haben, denn diese sind uns typischerweise verwehrt. Aber Ruth war so grandios und hat diese in ihrem Buch veröffentlicht. Erst mal Hallo, Ruth, schön, dass Du da bist!

Ruth Cremer:
Hallo, Joubin. Freut mich sehr.

Joubin Rahimi:
Magst Du zwei Sätze zu Dir sagen, zu Deinem Hintergrund, der auch schon total spannend ist, und wie Du zu dem Buch gekommen bist.

Ruth Cremer:
Ja, zwei, drei ist immer ein bisschen schwierig. Ich versuch's einfach mal, weil mein Lebenslauf ist tatsächlich nicht so geradlinig, wie das irgendwie früher mal gern gesehen war. Ich habe ursprünglich mal Mathematik studiert, bin dann vor meinem ersten Job nach der Uni schon ein bisschen in der Gründerszene gelandet. War da auch total angefixt von Anfang an, habe trotzdem irgendwie, vielleicht aus Sicherheitsdenken, eine andere Laufbahn gestartet, musste aber schnell feststellen, dass das nicht so gut passt zu mir. Habe mich dann selbstständig gemacht, erst noch mit etwas anderem, mit Förderberatung, aber eben auch schon für Start-ups schwerpunktmäßig. Und ja, bin dann auf die Investorenseite gewechselt, habe da wahnsinnig viel gelernt wie man kleine, vor allen Dingen Tech-Unternehmen finanzieren kann beziehungsweise was dabei wichtig ist, welche Voraussetzungen sie brauchen und so weiter. Und musste aber feststellen, dass ich mit Vorgesetzten, Hierarchien nicht so gut funktioniere wie mit meinen eigenen Strukturen und habe mich dann wieder verabschiedet, wieder selbstständig gemacht. Und da kamen dann tatsächlich superviele Start-ups, auch ein paar Investoren auf mich zu und sagten, kannst du mir nicht helfen? Ich habe nächste Woche einen Termin mit Investoren, Finanzplan und Pitch stehen an, das muss überarbeitet werden. Auf der anderen Seite manchmal auch kleine, private Investoren, die gefragt haben, kannst du uns hier helfen, mit dem Numbers Grundging, das zu bewerten, ein bisschen DD, also Due Diligence-Prozess zu machen? Ja, und so hat sich dann irgendwie meine Beratung ein bisschen neu aufgestellt. Und dann kam die „Höhle der Löwen“ noch dazu, und dann kamen ganz viele neue Möglichkeiten. Und jetzt bin ich gerade wieder dabei, mich neu zu erfinden. Das Buch ist so der erste Schritt Richtung „Ich versuche mein Wissen einer größeren Zahl von Gründern und Investoren zugänglich zu machen“.

Joubin Rahimi:
Ich habe einige Bücher gelesen, da wird immer geschmunzelt, ich drucke sie nicht aus, aber ich kaufe sie gern in Papier. Du hast es mir ja noch zukommen lassen. Ich find's richtig super. Ich habe viele Bücher von E-Commerce-Experten und Co gelesen, als Buch handwerklich nicht so toll und inhaltlich auch eher dünn. Und das ist bei Dir überhaupt nicht der Fall, und ich glaube, das hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass Du den Untertitel so geschickt gewählt hast, und zwar vom Pitch zum Deal. Kam das jetzt bewusst? War das zufällig?

Ruth Cremer:
Zufällig war das natürlich nicht. Erst mal vielen Dank für das Lob, das bedeutet mir total viel, gerade beim ersten Buch, da ist man irgendwie auch unsicher. Ist es etwas, das den Menschen wirklich Mehrwert bringt? Weil das lag mir am meisten am Herzen. Das ist ja genau dieser Spot, wo ich am meisten quasi arbeite, vielleicht noch vor dem Pitch, weil ich mache auch viel Pitch-Training. Aber quasi dieser Prozess zum Investment hin, auf beiden Seiten, ein ganzes Stück mehr auf Gründerseite tatsächlich. Das ist halt das, wo ich über die Jahre, bei der DHDL, aber auch bei sonstigen Kunden, bei meiner Hochschuldozententätigkeit einfach am meisten Erfahrung gewonnen habe und am meisten Wissen verdichten konnte.

Joubin Rahimi:
In dem Buch ist ja wirklich eine Menge Wissen drin. Ich fand es gut, weil ich konnte auch für mein Geschäft einiges rausziehen. Eine Passage habe ich dafür vorbereitet. Aber sollten es nur diejenigen lesen, die quasi sagen, ich will zu DHDL und will mich damit vorbereiten? Oder ist es für alle Start-ups oder auch für Konzerne oder mittelständische Unternehmen oder für den Fashion-Shop um die Ecke?

Ruth Cremer:
Nur für die DHDL-Kandidaten wäre es ein bisschen sehr schmal, glaube ich. Tatsächlich ist ja das Konzept des Buches, dass es unsere Investoren, also die sogenannten Löwen, nimmt und in den Mittelpunkt stellt. Weil zu den habe ich sozusagen die Investorenprofile erarbeitet. Das soll aber, und so ist das Buch auch aufgezogen mit dem Drumherum, nur beispielhaft sein, wie man sich auf Investoren vorbereitet, wie Investoren so ticken und wie man da rangehen könnte. Das ist natürlich dann die Zielgruppe Gründer. Auf der anderen Seite bringt es natürlich auch für alle, die einfach die Show mögen, sich für Start-ups interessieren, einiges an Hintergrundwissen und einiges an Background. Und ich hoffe auch dem einen oder anderen, der sich vielleicht mit dem Gedanken trägt, mal in Start-ups zu investieren, als Privatmensch. Das verbreitet sich ja glücklicherweise immer mehr. Es kommen immer mehr Privatmenschen, die das zwar als risikobehaftet, aber auch als Investmentmöglichkeit sehen. Und ich hoffe natürlich und ich freue mich immer total, wenn ich höre, dass es jemand liest oder lesen möchte, der eben mehr aus dem corporate oder mittelständischen Bereich kommt. Weil ich glaube, da sind schon auch einige Impulse drin, wie eben Start-ups funktionieren und was man vielleicht auch davon lernen kann. Oder warum es auch Sinn macht, sich vielleicht mal nach Kooperationen umzuschauen, nach Möglichkeiten, was da in der Zukunft noch alles möglich ist. Und ich hoffe, damit auch einen kleinen Eindruck zu geben, wie diese Welt so funktioniert.

Joubin Rahimi:
Und ich glaube, das ist genau der richtige Punkt, weil ein traditionell geführtes Unternehmen oder ein mittelständisches Unternehmen, was auch typisch für unsere Kunden ist, 100 bis 500 Millionen Euro Umsatz im Handel beispielsweise, das ist geprägt von seinen Strukturen. Die haben viele Stürme erlebt und sagen, da gehen wir halt trotzdem noch so durch. Aber das verändert sich ja jetzt. Das merken die Unternehmen auch und sagen, wir müssen in die Digitalität rein. Die haben immer wieder so Iterationen, wie sie Sachen ausprobieren, scheitern, ausprobieren, scheitern. Aber ich finde, das Buch gibt einen super Eindruck, wie baust du Geschäftsmodelle auf, wie kannst du es auch skalieren? Deswegen sollte das auch ein Unternehmensinhaber und Geschäftsführer einfach mal lesen, denn es ist nicht genau das gleiche wie im traditionellen Geschäft. Es ist aber auch nicht so fancy, es ist irgendwo dazwischen, und das finde ich sehr gut.

Ruth Cremer:
Ja, total. Und ich glaube, ich konnte durch die Porträts der Investoren ein bisschen aufzeigen, was es für Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt. Wenn man sich zum Beispiel anschaut, wie jemand, der im Handel involviert ist oder in bestimmten Branchen, auch durch Investments als strategischer Investor mit Start-ups kooperieren kann. Da liegt ganz viel Potenzial drin, sein eigenes Geschäftsmodell als Mittelständler oder größeres Unternehmen ein bisschen zu shapen oder sich ein bisschen innovativer aufzustellen und mehr auszuprobieren.

Joubin Rahimi:
Und auch, was ist es wert? Du hattest geschrieben, Gründerinnen sollten sich unbedingt merken, Bewertungsvorstellungen sollten immer streng auf wirtschaftlichen Maßstäben beruhen. Und das bekommen wir auch bei dem Thema M&A bei uns hin und wieder mit. Ich sage immer, für Emotion zahlen wir halt nicht. Ist nicht nett, aber den Spruch habe ich übrigens vom Autoverkäufer, der mal den Mini von uns gekauft hat: Für Emotionen zahlen wir nicht, sondern das ist der Marktwert. Häufig bekommt man schnell den Eindruck von Start-ups, dass sie so wahnsinnig viel wert sind. Die Einhörner, wo man dann vielleicht wirklich an Märchen glauben kann. Aber ich vermute, das sind die Ausnahmen, oder? Bei den hunderten von Start-ups und Deals, die Du gesehen hast.

Ruth Cremer:
Das Ding ist, es ist im Moment unheimlich viel Geld im Markt. Es haben sich sehr viele neue Investoren gegründet, gebildet in den letzten Jahren. Es gibt, wie ich ja gerade gesagt habe, auch immer mehr Privatinvestoren, was total wichtig ist für die Geldgeberlandschaft, dass da ein bisschen mehr passiert. Und ich habe das auch in den letzten Jahren wirklich mit Freude beobachtet. Auf der anderen Seite haben gerade die institutionellen Investoren einen gewissen Druck, zu investieren, weil die haben ja die sogenannten Limited Partners, die diesen Geldtopf, aus dem sie investieren, eben füllen. Und die wollen natürlich sehen, dass mit dem Geld auch gearbeitet wird. Da sind übrigens immer mehr mittelständische Unternehmen drin, die sich quasi beteiligen an den verschiedenen Fonds. Das sind nicht mehr nur irgendwelche DAX-Konzerne und Riesenunternehmen. Das ist ganz spannend zu beobachten, aber das nur am Rande. Und dadurch gibt es einen gewissen Investmentdruck, dieses Geld auch loszuwerden. Auf der anderen Seite hat man natürlich auch von ein paar sehr erfolgreichen Verkäufen, M&A-Geschichten, IPOs gehört, und dadurch war es jetzt lange Zeit so, dass die Bewertungen doch sehr steil angezogen sind. Da gab es natürlich ein paar Branchen, wo dann jeder irgendwie mitmischen wollte, Hype-Märkte nenne ich die immer ganz gerne. Da explodieren dann die Bewertungen, da hat man das Gefühl, die Investoren zahlen dafür, dabei zu sein, um nicht sagen zu müssen, wir sind in keinem dieser Start-ups dabei. Auch ein ganz seltsamer Effekt. Und dann wurde es halt immer mehr und immer mehr. Und leider übersehen die Gründer da auch, dass das oft gar nicht so günstig für sie ist, weil das kann auch schwer nach hinten losgehen durch verschiedene Dinge, meistens engere Meilensteine, also anspruchsvollere Meilensteine und so weiter. Also, das muss nicht immer unbedingt gut für die Gründer und Gründerinnen sein. Da ist einiges passiert, aber das scheint im Moment so ein bisschen ins Stocken geraten zu sein. Viele reden schon davon, die Blase platzt. Ich weiß es nicht, ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was da in den nächsten Jahren noch so kommt.

Joubin Rahimi:
Es sind ja auch spannende Trends. Zum einen sagst Du, die Investoren haben Investitionsdruck. Wir sind ja auch zum Teil gekauft worden, von der Gesellschaft Strategischer Partner, wo auch institutionelle Anleger reininvestieren. Und die wollen, dass wir wachsen durch M&A. Das tun wir auch, ist total spannend, aber halt nicht so die fancy Sachen, sondern immer solides IT-Service-Geschäft. Deswegen konnte ich immer so nette Parallelen ziehen. Aber noch mal zu dem, was Du gesagt hast. Du würdest Dir auch wünschen, dass mehr private Anleger dort reingehen, statt in Aktien dann auch dort investieren. Habe ich das richtig verstanden?

Ruth Cremer:
Das passiert ja schon. Dass ich das beobachte, dass ich immer mehr Privatanleger sehe und dass ich das sehr, sehr begrüße, weil es geht ja nicht nur ums Geld, da sind ja teilweise Menschen dabei, die unheimlich wertvolle Erfahrungen in bestimmten Industrien, Branchen, mit bestimmten Geschäftsmodellen haben. Und wenn die sich eben ein Investment suchen, was zu ihnen passt, dann können die auch unglaublich viel weitergeben, einfach als Mentor, als Sparringspartner. Und gerade in diesen frühen Phasen, wo es auch darum geht, das Geschäftsmodell zu schärfen und auf die nächste Stufe zu heben, dass es eben skalierbar werden kann, weil alle reden immer von Skalierbarkeit, da können solche privaten Investoren mit entsprechenden Erfahrungen unheimlich gute Dienste leisten und tolle Partnerschaften eingehen.

Joubin Rahimi:
Weil sie vielleicht die Skalierung in ihrem eigenen Unternehmen schon mal gemacht haben. Da ist der Schmerz, da musst du jetzt durch. Da musst du investieren, sonst geht es nicht voran. Das sind ja manchmal so einfache Tipps, jetzt musst du einfach mal eine Vertriebstruppe einstellen. Wir bei synaigy glauben ja per se an Vielfalt in Bezug auf Unternehmen und Firmen. Deswegen sind deutsche und europäische Start-ups für uns so wichtig und unterstützenswert, weil wir glauben, dass es nicht gut ist, wenn ein Player wie Amazon über 50 Prozent des Online-Umsatzes und über 50 Prozent des Online-Payment-Umsatzes hat. Und deswegen finden wir es toll, wenn gute Start-ups auf den Markt kommen, mit eigenen Ideen einen eigenen Markt schaffen. Ich mache diese große Kurve, weil ich in dem Bericht von Dagmar Wöhrl festgestellt habe, dass ich de facto nichts von ihr wusste und erst recht nicht, was sie alles getan hat. Und das ist das Besondere, finde ich. Und da habe ich dann eine Frage dazu. Sie hat ja wirklich viele Funktionen, Mitglied des Deutschen Bundestags, sie war parlamentarische Staatssekretärin, sind ja alles große Themen. Und Du hattest geschrieben, bei ihr blieb vor allem hängen, dass sie mal Miss Germany war. Ich wusste weder das eine noch das andere. Das bleibt vielleicht eher kleben, ist aber total blöd, weil es wahrscheinlich irrelevant für die Auswahl ist in dem Zuge.

Ruth Cremer:
Das würde ich auch sagen, ja.

Joubin Rahimi:
Du bist ja auch megaerfolgreich und erfindest Dich immer wieder neu. Gibt es da Tipps, die Du einfach mal Frauen mitgeben könntest in Bezug auf, wie kann man das eigene Bild mitgestalten?

Ruth Cremer:
Das ist eine total spannende Frage, weil ich tatsächlich öfter mit Frauen darüber spreche. Jetzt bin ich nicht ansatzweise so schön wie Dagmar, aber ich glaube einfach, dass jede Frau, die nicht irgendwie unattraktiv ist, früher oder später damit konfrontiert wird, dass sie auch irgendwie sehr stark darauf reduziert wird. Ich sehe das auch immer noch dabei vielen jüngeren Gründerinnen. Das ändert sich so teilweise, die Generation Z ist da ein bisschen weiter als wir Millenials, was ich total schön zu beobachten finde. Aber trotzdem ist es halt immer so, dass Frauen stärker generell dieses Aussehen im Vordergrund haben beziehungsweise die Gesellschaft es ihnen auch aufdrückt. Ich bin ja bei den Profilen so rangegangen, dass ich erstmal geschaut habe, was kann man von außen so zusammenrecherchieren, wie ist der Blick von außen? Was würde ich jetzt finden, wenn ich als Gründerin mich auf Dagmar Wöhrl vorbereiten wollte? Ich hätte den Termin mit ihr, und ich würde jetzt die klassische Recherche starten. Und da ist mir das tatsächlich aufgefallen, dass in den Medien immer wieder die Miss Germany Thematik war, aber relativ wenig von anderen Dingen, die ich jetzt viel relevanter und viel spannender fand, die Rede war. Natürlich ist das nicht unspannend, aber es ist halt irgendwie etwas, wo viele Frauen später sagen würden, das habe ich mal gemacht und es hat irgendwie Spaß gemacht und das war ganz schön, aber das definiert mich nicht und ich will auch nicht darüber definiert werden. Und das ist gar nicht so einfach, da raus zu kommen, nicht als Frau und auch nicht als Gesellschaft. Ich werde nächstes Jahr 40, das heißt, die Zeiten, wo das allzu wichtig war, sind vorbei. Man verändert sich ja auch und findet mehr Selbstbewusstsein in anderen Dingen. Manchmal zu spät, aber immerhin. Und ich bin tatsächlich dazu übergegangen, dass, wenn es ums Fachliche geht und dann kommen irgendwie Komplimente zum Aussehen, ich sage, danke, aber das ist nicht mein stärkstes Feature. Und ich glaube, dass es auch an der Gesellschaft liegt, endlich mal aufzuhören, die Qualität oder den Wert von Frauen weitestgehend mit ihrem Äußeren gleichzusetzen. Auf der anderen Seite liegt es aber, glaube ich, auch an uns Frauen, vielleicht ein bisschen aggressiver aufzutreten und zu sagen, hey, ist ja nett gemeint, aber ganz ehrlich, mein Wert, auch für mich selbst, liegt woanders und ich habe so viel mehr zu bieten. Also hör dir doch mal an, was ich zu sagen habe. Ich glaube, das ist unglaublich wichtig. Zum Glück gibt es immer mehr starke Frauen, die das auch tun und kleine Änderungen, die spürbar sind.

Joubin Rahimi:
Ich habe auch den Eindruck, in der Politik bekommen die Personen, die eloquenter sind, nicht unbedingt hübscher, aber eloquenter, mit den Medien besser umgehen können, nicht unbedingt inhaltlich gut sind, sehr viel gute Ergebnisse. Und das finde ich in dieser Thematik der Darstellung schon auch besonders. Jetzt mal unabhängig von Mann/Frau, aber es geht dann ja ruckzuck. Annalena Baerbock macht jetzt, glaube ich, einfach einen Hammerjob, was man da so mitbekommt. Und vor einem Jahr war die Frage, macht sie überhaupt noch einen Job? Wegen all der kleinen Sachen, die vorher da waren. Ich finde es super, dass sie so einen langen Atem hatte.

Ruth Cremer:
Total, das ist für mich auch das beste Beispiel, wo Deutschland steht. Kein Mann musste sich vorher dafür rechtfertigen, was er mit seinen Kindern macht, wenn er als Bundeskanzler angetreten ist. Ohne jetzt in die politische Diskussion zu gehen, ob sie die Richtige gewesen wäre oder nicht, das finde ich an der Stelle völlig egal. Aber was einfach unter jeder Gürtellinie war, war irgendeine Diskussion, ob sie das denn machen könnte mit kleinen Kindern. Das hätte bei einem Mann nie zur Debatte gestanden. Und das ist halt was, wo ich denke, armes Deutschland, wo stehst du eigentlich noch?

Joubin Rahimi:
Ursula von der Leyen hat, glaube ich, sieben Kinder.

Ruth Cremer:
Da waren ähnliche Sprüche. Ich finde es einfach sehr, sehr traurig. Der Umgang mit den Medien ist noch mal ein ganz anderes Thema, weil ich finde, und das sehe ich auch im Kleinen sozusagen, wenn ich mich jetzt zum Beispiel auf Konferenzen umschaue, im Tech-Bereich vielleicht nicht ganz so krass, aber doch so im Start-up-Umfeld, gerade wenn es dann so Richtung Persönlichkeitsentwicklung oder Branding oder Marketing geht, da habe ich doch das Gefühl, da sind sehr viele mit sehr wenig Botschaft auf der Bühne, die sich aber sehr gut verkaufen können. Das finde ich manchmal auch ein bisschen traurig, dass man Inhalten nicht mehr Raum gibt.

Joubin Rahimi:
Tendenziell aus meiner Sicht eher Männer als Frauen.

Ruth Cremer:
Ja, aus meiner auch.

Joubin Rahimi:
Und das führt zu einer These, ich mache dann gleich mal wieder einen Bogen zum Buch, dann wird es nochmal spannend ...

Ruth Cremer:
...
Mach mal!

Joubin Rahimi:
Vor zehn Jahren gaben wir auf einer Messe des Instituts für Handelsforschung (IFH) die Prognose ab, dass 2020 oder 2030 die Person, also der Mensch, das Individuum, die Marke ist und gar nicht mehr ein großer Konzern. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Einem Menschen traust und vertraust du mehr als einem Unternehmen. Das wird jeder unterschreiben. Und dadurch, dass wir jetzt überall Internet haben und die Plattform, kann auch ein Mensch alle erreichen. Total einfach gedacht. Und jetzt würde ich mal behaupten, ohne dass wir Zahlen zur Hand haben, dass Influencerinnen erfolgreicher sind als Influencer. Und ich habe zwei Thesen dazu. Ich schaue lieber Menschen zu, die weniger selbstdarstellerisch unterwegs als inhaltlich gut aufgestellt sind. Wo es nicht darum geht, schau mal her wie toll ich bin, sondern wo es wirklich um die Sache geht. Und das machen Frauen besser als Männer. Wenn ich einfach mal gucke, wem folge ich zu bestimmten Themen, gibt es häufiger gerade im Tech-Bereich viel mehr Männer, die was erzählen. Aber die guten Influencer sind aus meiner Sicht eher weiblich, also inhaltlich, nicht unbedingt von der Follower-Zahl. Das ist immer meine These dazu.

Ruth Cremer:
Ich bin da tatsächlich nicht so tief drin. Ich glaube, es kommt natürlich immer darauf an, über welche Art von Influencern spricht man. Ich finde es zum Beispiel total spannend, dass mit den sogenannten Mummy-Influencern unglaublich gern gearbeitet wird. Also Frauen, die eben Familie haben, die einfach über ihren Alltag berichten, Tipps geben und da eben auch Produkte vorstellen. Die haben eine unglaublich gute Conversion, gerade auch verglichen mit den ganzen IT-Girls. Das ist jetzt nicht abwertend gemeint. Die zwar unheimlich viele Follower haben, aber sehr oft eben keine so gute Conversion, wenn sie mal was vorstellen. Wie gesagt, ich kenne einige Start-ups mit passenden Produkten, die mit diesen Mummy-Influencern unglaublich gute Ergebnisse hatten. Und das zeigt ja, wenn ich nicht mich in den Vordergrund stelle, sondern meinen Lebensstil und eben Lösungen und Tipps für andere, also ein bisschen versuche, anderen zu helfen und das Lösen von Problemen fokussiere, dann spricht das Leute schon mehr an. Auch im Kosmetikbereich gibt es unglaublich erfolgreiche Influencerinnen, die Schminkvideos und so weiter veröffentlichen. Die zeigen anderen Leuten, wie bestimmte Dinge gehen, die geben Tipps und stellen sich im Endeffekt in den Dienst der anderen. Und ich glaube auch, dass es langfristig generell so wird, weil es werden ja immer mehr. Und der einzelne Name oder der Einzelne als Brand wird es immer schwerer haben, sich zu etablieren. Deswegen wird man, glaube ich, nur noch eine größere Followerschaft darüber aufbauen können, dass man sich einfach in irgendeiner Form in den Dienst der Leute stellt und ihnen was bietet, was anbietet, Lösungen aufzeigt, die sie brauchen. Und da sind wir eigentlich auch wieder bei den Start-ups, weil genau das ist das Prinzip – eine Lösung für ein Problem finden.

Joubin Rahimi:
Darauf wollte ich hinaus, diesen Sweet Spot zu finden. Den haben einige Influencer für sich dann gefunden und für die Community. Ich glaube, dass Frauen dort viel besser in der heutigen Zeit Start-up-Gründerin sein können und viele Möglichkeiten haben in der heutigen Welt. Es geht viel von direkter Kommunikation aus, von der Kommunikation einer Person, und nicht noch mal durch eine Presseabteilung. Und das ist etwas, wo ich viele der Eigenschaften eher den Frauen zuschreiben würde.

Ruth Cremer:
Und was ich superwichtig finde, was auch vielen Frauen sehr liegt, ist die Empathie für den Kunden. Sich wirklich reinzufühlen, was hat der Kunde für ein Problem? Was will er? An welcher Stelle kann ich helfen? Was sucht er oder sie wirklich? Also dieses Sichreinfühlen in andere. Ich will nicht sagen, dass das Männer so viel schlechter können, aber ich beobachte doch, dass da viele Gründerinnen sind, die darin einfach unglaublich gut sind. Es gibt einen steigenden Trend, glaube ich, dass es auch immer mehr Männer darin gibt. Es ist auch so ein Fehler unserer Gesellschaft, Empathie nur Frauen zuzuschreiben, was für ein Quatsch! Als ob Männer nicht empathisch sein können. Aber das wird ja teilweise sogar als negativ gesehen, und auch das ändert sich. Und dann werden wir auch viel mehr solcher Lösungen wieder von Männern sehen.

Joubin Rahimi:
Es ist immer individuell.

Ruth Cremer:
Klar, wir pauschalisieren hier ganz stark.

Joubin Rahimi:
Genau, aber ich finde Schubladenaufmachen manchmal gar nicht schlecht, ich sehe es an meinen eigenen Kindern, die haben schon auch ihre Eigenschaften, und einige sind schon relativ klar. Unser Sohn profitiert davon, dass seine ältere Schwester sehr viel und sehr gerne spricht. Deswegen spricht er als Junge relativ viel, aber noch weitaus weniger als seine Schwester. Und sie hat ihm das beigebracht, weil sie das gerne macht. Da erkennt man bestimmte Sachen wieder. Und ich glaube, das ist dann auch teilweise kulturell oder auch genetisch bedingt. Aber ich glaube, so eine gewisse Grundlage ist da einfach ganz gut und förderungswürdig. Und da wäre meine Frage dazu: Wo können sich Start-ups informieren? Natürlich über Dein Buch, aber schlussendlich gibt es ja sicherlich auch noch Communitys dazu. Vielleicht kannst Du da zwei, drei nennen, wo Du sagst, die sind superhilfreich. Oder andere Ankerpunkte für Start-up-Gründerinnen und Gründer, aber auch speziell, wo Du sagst, auch gerne für Frauen.

Ruth Cremer:
Ich möchte da ungern irgendwie direkte Empfehlungen aussprechen, weil ich habe für mich festgestellt, dass man ein bisschen ausprobieren und schauen muss, wo man selber auch gut reinpasst.

Joubin Rahimi:
Zack, erste Empfehlung: ausprobieren, reinschnuppern.

Ruth Cremer:
Ja wirklich, reinschnuppern, hingehen und schauen. Es gibt so viele und man stößt da auch relativ leicht drauf. Ich reise ja sehr viel, ich habe in Köln mehr oder weniger nur eine Basis und bin sehr viel in der Welt unterwegs. Ein guter Anlaufpunkt, so als Erstes, wenn ich irgendwo neu bin und da vielleicht auch ein, zwei, drei Monate bleiben will, sind für mich Coworking-Spaces. Da lerne ich andere kennen, da sind vielleicht auch ein paar Events. Manchmal biete ich dann auch an, einen kleinen Vortrag zu halten oder eine kleine Fragestunde. Ich sage, ich mache das und das, ist da Interesse daran? Meistens freuen sie sich total. Für Leute, die nicht megaextrovertiert sind, ist das ganz gut, weil dann kommen viele Leute auf einen zu und schon ist man im Gespräch und lernt die Leute ein bisschen kennen. Aber jede Community hat eben so ihren eigenen Stil, ihren eigenen Drive, wie auch immer. Und die Art der Leute ist so ein bisschen unterschiedlich, da muss man eben schauen, wo man reinpasst. Ich habe da schon sehr spirituelle Gründerszenen erlebt. Ich habe schon recht stark rechtsgerichtete Gründerszenen erlebt. Ich habe sehr stark unpolitische Gründerszene erlebt, die rein auf Wir-wollen-vorwärtskommen ausgerichtet sind. Und genauso ist es auch mit entsprechenden Frauennetzwerken oder Frauencommunities. Ich tue mich zum Beispiel ein bisschen schwer, weil ich glaube, meine Definition oder meine Auffassung von Feminismus ist oft eine andere als von vielen Frauennetzwerken. Und ich habe da das Gefühl, irgendwie passe ich nicht so ganz rein. Manche finde ich mega, aber bei manchen habe ich das Gefühl, irgendwas stimmt hier nicht. Und ich glaube, so geht es auch jedem Gründer oder jeder Gründerin bei der einen oder anderen Netzwerkcommunity. Deswegen kann man einfach nur ausprobieren, Leute kennenlernen, zuhören, reinschnuppern, sich unterhalten und dann schauen, was sich richtig anfühlt, und sich dann engagieren.

Joubin Rahimi:
Und das ist eigentlich ja total einfach - WeWork oder Stadtplatz oder ruhrHUB, das gibt es ja zig Möglichkeiten.

Ruth Cremer:
Es kostet fast alles nichts und es gibt so viele Events, die halt kostenlos sind. Der Einstieg ist da eigentlich sehr, sehr leicht. Das Schwierige ist dann zu schauen, was passt zu mir? Wo kann ich wirklich was mitnehmen? Was lenkt mich vielleicht in die falsche Richtung? Das ist auch immer so ein bisschen gefährlich, weil es gibt tatsächlich manche Community oder manche selbsternannte Experten, die einen sehr stark in die vielleicht falsche Richtung drängen, obwohl es sich anfangs so anhört und anfühlt, als ob das alles total Hand und Fuß hat. Und dann muss man feststellen, dass man falsch gelaufen ist. Da muss man, glaube ich, mit sehr viel Aufmerksamkeit und Fingerspitzengefühl rangehen.

Joubin Rahimi:
Das war der zweite Tipp: aufmerksam sein, zu gucken und auch zu hinterfragen. Was erzählen andere? Macht das Sinn? Macht das für mich Sinn?

Ruth Cremer:
Total. Total.

Joubin Rahimi:
Wir sind schon weit über der Zeit, was aber nicht schlimm ist, es hat ja viele Insights gebracht. Zum Abschluss würde ich Dir gerne eine Frage stellen: Welche Frage habe ich nicht gestellt, die ich hätte stellen sollen?

Ruth Cremer:
Ach Gott, da gibt's so viel. Wir haben jetzt über so viele Dinge noch nicht gesprochen. Vielleicht irgendwie in dem Bereich Zusammenarbeit, Corporate Start-ups oder Mittelstands-Start-ups. Was können Mittelständler von Start-ups lernen? Weil das ja so ein bisschen mehr Dein Thema ist.

Joubin Rahimi:
Dann stelle ich mal eine Frage dazu: Wenn ich bei uns ins Büro reingehe, wir sind ja quasi die Bulette zwischen den Start-ups, weil die ja über und unter uns sind. Und ich sehe immer wieder Hinweise darauf, dass dann große Konzerne dort Büros oder ein Event haben. Du hast gerade gesagt, die können davon lernen – ein Corporate Start-up. Was ist denn deren Intention und was können sie denn? Wir haben über den Spirit gesprochen oder so eine DNA. Aber ist es das, dass die dann sagen, ich schicke mal fünf Leute in so ein Start-up-Büro und danach kommen sie zurück und färben uns in Unicorn?

Ruth Cremer:
Nein, ich glaube nicht. Was sie wollen, ist meistens eher Innovation. Entweder sie wollen wirklich handfeste Innovation, dann gleich auch einen Start-up-Pool kaufen, eine Kooperation damit eingehen, Kunde werden. Das ist alles legitim. Was ihnen noch viel mehr bringen würde, wäre tatsächlich so ein Stück weit den Spirit mitzunehmen, die Fehlerkultur, wie man flache Hierarchien aufbaut, die aber trotzdem funktionieren. Eine stärkere Kommunikation vielleicht untereinander, eine stärkere Diversität und diese Diversität vielleicht auch besser bis in die höchsten Ebenen wertzuschätzen und endlich verstehen, dass diverse Teams wirklich innovationskräftiger und produktiver sind. Da gibt es ja zig Studien zu. Also dieses WIE arbeiten, da könnten sie, glaube ich, viel mitnehmen, wenn sie vielleicht noch eine Ecke offener wären. Und nochmal zu dem WIE: Ich finde es zum Beispiel ganz spannend, ich habe schon Gründer und Gründerinnen kennengelernt, die hatten Remote-Unternehmen lange vor Corona, die hatten 40, 50 oder über 100 Mitarbeiter komplett über die Welt verteilt. Alles remote. Hat funktioniert, war skalierbar, haben Millionen verdient und dann bricht in Deutschland Corona aus und alle fragen sich, wie soll man das machen, wenn die Leute nicht ins Büro kommen? Ich konnte einfach nur lachen, weil das irgendwie seit Jahren mein Leben ist und ich einfach seit Jahren solche Gründer, kleine wie große, sehe. Das fand ich halt lustig. Und man hat ja gesehen, dann ging es. Dieses Anpacken und Einfach-mal-Machen, vielleicht auch Leute weniger kontrollieren, also dieses ganze WIE, da könnten größere Firmen unglaublich viel mitnehmen. Natürlich kann man nicht alles eins zu eins umsetzen, natürlich muss man schauen, Transformation und wie mache ich den Übergang oder was davon funktioniert überhaupt? Aber ich glaube, es würde viel, viel mehr funktionieren, als sie glauben, und zwar richtig gut funktionieren. Und ich glaube, das WAS, diese Innovationen und die Kooperation und so weiter, das käme dann eher noch so nebenbei.

Joubin Rahimi:
Interessant, das „Start with the WHY“, das bekommen sie wahrscheinlich irgendwie hin. Aber das WIE ist ein ganz großes Thema im Konzern. Ich nenne das immer so die Lehmschicht, aber das möchte ich auch so stehen lassen. Nicht die Lehmschicht, sondern Deine letzten Sätze, und Dir danken für Deine Zeit, danken für die Insights heute, und auch danken für das Buch, das wir natürlich verlinken. Es ist einfach spannend, mit Dir darüber zu sprechen. Und vielleicht ergibt sich ja nochmal eine Gelegenheit, ein spezielles Thema aufzugreifen. Das würde mich sehr freuen, liebe Ruth.

Ruth Cremer:
Ja, mich auch. Vielen Dank für die Einladung!

Joubin Rahimi:
Gerne. Das war’s, liebe Zuhörer, wir freuen uns auf Kommentare und Anmerkungen, gerne unten im Kommentarfeld.

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